Bernd Lieberherr aus Kirchheim am Neckar

Demeter-Landwirt Werner Lieberherr aus Kirchheim am Neckar engagiert sich bereits seit 1970 für eine ganzheitliche Sichtweise mit biologisch-dynamischer Bewirtschaftung. Düngung, Viehfutter und Saatgut stammen bei Lieberherrs größtenteils vom eigenen Hof.

Bernd Lieberherr aus Kirchheim am Neckar

Bernd Lieberherr aus Kirchheim

„Wir sitzen alle in einem Boot, doch wenn nur einer rudert, drehen wir uns im Kreis“, ist ein Leitsatz des Demeter-Senior-Landwirts Werner Lieberherr in Kirchheim am Neckar. Er engagierte sich deshalb für eine ganzheitliche Sichtweise und damit begann er auf dem eigenen Hof. Aus Überzeugung heraus hatte er sich schon 1970 dafür entschieden seinen Hof biologisch-dynamisch zu bewirtschaften. Heute führen sein Sohn Bernd und Enkel Heiko den Betrieb ganz in diesem Sinne weiter.

Düngung, Viehfutter und Saatgut stammen bei Lieberherrs größtenteils vom eigenen Hof. „Wir wirtschaften im Kreislauf“, betonen sie. Deshalb ist es für sie selbstverständlich auf den fruchtbaren Böden im Zabergäu nicht nur Ackerbau zu betreiben, sondern auch Vieh zu halten. Auch wenn das für ihn und seine Familie nicht immer einfach ist: Jeden Morgen und jeden Abend müssen seine 38 Milch-Kühe gemolken werden. Doch auf diese Weise muss die Familie keinen Dünger zukaufen. „Auch bei organischem Dünger kann man nie sicher sein, wo er herkommt“, betont der Demeter-Landwirt. Familie Lieberherr bewirtschaftet insgesamt  75 ha Land, etwa die Hälfte davon werden benötigt, um das Vieh – neben den Milchkühen 35 Bullen und Kälber - zu ernähren. Darüber wachsen auf den Flächen verschiedene Getreide wie Winterweizen und Dinkel für die nur wenige Kilometer entfernte Spielberger Mühle. Auch ihre Kartoffeln und Möhren vertreibt Familie Lieberherr regional. Außerdem haben sie ein paar Weinberge.

Familie Lieberherr wirtschaftet ganzheitlich seit 1970

Bei ihrer Arbeit haben die Lieberherrs in erster Linie den Boden im Auge „Wir düngen den Boden, nicht die Pflanzen“, ist für sie ein wichtiger Unterschied zu ihren konventionell wirtschaftenden Kolleg:innen. Und das lohnt sich. Auch nach 54 Jahren beobachten sie noch immer eine zunehmende Bodenfruchtbarkeit auf ihren Feldern: „Ein lebendiger Boden gibt lebendige Pflanzen.“ So können Lieberherrs sich beispielsweise in trockenen Jahren freuen, dass ihr Getreide eher kräftiger wächst, als das ihrer Nachbar:innen, weil der Boden dank seiner Humusschicht die Feuchtigkeit  besser halten kann. Lieberherrs düngen nur mit Gülle und Kompost. Zum gesunden Pflanzenwachstum tragen außerdem biologisch-dynamische Präparate wie Hornmist und Hornkiesel bei. Ein Übriges tut die Fruchtfolge: Nach rund sechs Jahren wirtschaftlicher Nutzung, in denen sich Getreide und Hackfrüchte wie Kartoffeln oder Mais abwechseln, darf sich der Boden drei Jahre regenerieren. Dann bauen die Landwirt:innen ein Gemisch aus Luzerne, Klee und Gräsern an. Völlig ohne Düngung können sie hier drei bis vier Mal im Jahr ein kräftiges Viehfutter mähen. Doch vor allem reichern die Pflanzen Nährstoffe im Boden an. Die tief wurzelnde Luzerne versorgt den Boden zudem mit Feuchtigkeit und lockert ihn gründlich auf. Gleichzeit werden in dieser Zeit Wurzelunkräuter wie Quecken und Disteln wirkungsvoll abgetötet.

Diese Wirtschaftsweise tut nicht nur Boden und Pflanzen gut, sondern auch dem Grundwasser. Wissenschaftler:innen der Universität Hohenheim, welche  die Grundwasserbelastung mit Nitraten untersuchten, staunten, wie wenig von dem Dünger aus Lieberherrs Böden ins Grundwasser gelangt. „Bei uns werden diese Nähstoffe im Humus festgehalten“, weiß der Bio-Landwirt aus Erfahrung.